Zahnleid
Meine derzeitige Lieblingsbeschäftigung sind meine Zähne. Kein normaler Mensch geht dreimal innerhalb von zwei Wochen zum Zahnarzt, jedenfalls hat es das bei mir noch nicht gegeben. Nachdem die freundliche Helferin mir gestern sachkundig zeigte, wie Zahnseide anzuwenden sei [nämlich nicht mit Sägebewegungen, sondern am Zahn hoch und runter] und ich versprechen musste, das in Zukunft jeden Tag zu trainieren, mache ich mich heute Morgen ans Werk. Mit der Seide im Mund fuhrwerkend muss ich unwillkürlich an diesen alten Witz denken, in dem ein Mann nach einer Liebesnacht ein Faden aus dem Mund hängt und er Gott bittet, es möge ein Teebeutel sein. Und während ich noch zwischen meinen Backenzähnen zugange bin, fasert sich die Seide in mikroskopisch kleine Fädchen auf. Beim rausziehen habe ich die Hälfte in der Hand. Die andere Hälfte hängt zwischen meinen Backenzähnen. Ich versuche mich ihr mit den Fingern zu entledigen, was wegen der Nässe nicht gelingt. Auch mit einer Pinzette ist der Faser nicht beizukommen. Also nehme ich eine zweite Zahnseide zu Hilfe. Irgendwann gebe ich entnervt auf. Vielleicht entscheidet sich das Fädchen, im Laufe des Tages meinen Mund zu verlassen. Aber blöd fühlt sich das schon an.
Fienchen K. - 2005/05/12 11:48
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