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Dienstag, 19. Juli 2005

Leer und wirr

In letzter Zeit merke ich, dass ich viel Zeit damit verbringe, einfach nur starr vor mich hin zu leben. Entweder passiert um mich herum nichts, oder ich reflektiere nicht viel. Da ich keinen Grund wüsste, warum die Welt sich so grundlegend verändert haben könnte, vermute ich, dass bei mir etwas passiert ist. Es könnte damit zusammenhängen, dass ich nun schon seit Wochen (vielleicht sogar Monaten?) nicht mehr 8 oder mehr Stunden am Stück geschlafen habe.

Schlafentzug macht mich normalerweise redseelig und kreativ. Zumindest halte ich die Dinge, die ich übermüdet von mir gebe dann für außergewöhnlich, aber vermutlich ist das eine genauso zutreffende Selbsteinschätzung wie das Bildnis eines blendenden Unterhalters, dass ein Betrunkener von sich hat.

Freitag abend habe ich mich verfahren. Samstag nachmittag habe ich ca. 1 Stunde länger im Auto gesessen als notwendig, weil ich keinen Weg auf Anhieb gefunden habe. Was ich noch alles gemacht habe, ohne dass es mir aufgefallen ist, möchte ich gar nicht wissen. Samstag war ich schon froh, dass ich niemanden tot gefahren habe...

Nachdem ich also gestern meinen Schlafmangel für all das verantwortlich gemacht habe, habe ich beschlossen, ein arbeitnehmerverträglicheres Leben zu führen. Vorm Schlafengehen nocheinmal die Glatze und das Gesicht rasieren, duschen, noch ein Stündchen Fernsehen und dann wäre ich um spätestens 23:00 im Bett gewesen.

Dummerweise hat mich ein Magenkneifen gepackt und ich musste noch für eine längere Sitzung auf Toilette. Während ich da sitze und leide klingelt mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich habe mich darüber geärgert, dass ich es nicht außerhalb des Badezimmers liegengelassen habe, aber nun ist es schonmal hier und glücklicherweise ist die Videotelefonie ja noch nicht an der Tagesordnung. Also krame ich mein Handy heraus und sehe, dass es jemand ist, mit dem ich öfters mal kickern gehe. In der Hoffnung für Dienstag oder Mittwoch einen Termin ausmachen zu können bin ich dann doch an's Telefon gegangen. "Hast du Lust heute noch zu Kickern?" werde ich gefragt. Eigentlich wollte ich ja heute früh ins Bett. Eigentlich schmerzt ja auch noch mein Handgelenk. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, mich innerhalb der nächsten Viertelstunde von meinem derzeitigen Sitzplatz fortzubewegen. "JA KLAR!" brüll ich ins Handy und sichere zu, innerhalb der nächsten Dreiviertelstunde bei ihm zu sein. Dann muss das Rasieren halt warten bis zum nächsten Morgen. Dann werde ich zwar etwas früher aufstehen müssen, aber sonst wäre ich diese Woche nicht mehr zum Kickern gekommen. Man muss Prioritäten setzen. Als ich ins Auto steige merke ich, dass es bereits 9:20 ist. Früh werde ich heute wohl nicht ins Bett kommen. Der Verkehr in München hält sich aber in Grenzen und ich kann locker eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60km/h erreichen. Dementsprechend schnell bin ich bei ihm und wir fahren weiter in den X Club.

Wer aus München ist, sollte sich diese Kneipe übrigens ruhig mal ansehen. Die Musik ist nicht zu bestimmen, da dort wirklich jede Richtung gespielt wird. Alphabetisch sortiert: Disco, Hardrock, Jazz, Rock, Rockabilly. Alles in einer absolut kunterbunten Mischung, sodass man ahnt, dass der DJ entweder eine musikalische Pippi Langstrumpf ist, oder blind und taub oder auf einem Horrortrip. Eigentlich glaube ich aber, dass der DJ ghar nicht existiert, sondern nur ein Barkeeper dort steht, der die Musik als lästiges Beiwerk ansieht. Die Einrichtung besteht aus bequemen Sesseln und Sofas. DIe Fenster sind gegen jede Art von natürlichem Licht immunisiert, sodass es ein ziemlich dunkler Laden ist. Das allerbeste ist jedoch der Kicker: ein sauberer, gepflegter Tisch in einem separaten Raum. Neben dem Kicker steht eine Schale mit dem notwendigen Zubehör: ein Imbusschlüssel, ein Schraubendreher, Ersatzmännlein, Ersatzschrauben und Möbelpolitur. So lässt sich entspannt kickern.

Zuhause war ich dann um 12, habe beschlossen, dass ich noch schnell duschen sollte und dann wohl noch ein wenig fernsehe. Naja - was soll ich sagen? Ins Bett bin ich dann um kurz vor zwei gegangen, aber ich bin mir sicher, heute werde ich vor zwölf in's Bett kommen. Und wenn nicht heute, dann morgen. Übermorgen wird da nichts draus, das weiß ich heute schon. Überübermorgen könnte es was werden, aber da müsste ich mich wieder zusammenreißen. Mal sehen...

Zumindest bin ich zuversichtlich, das alles besser wird, wenn ich mehr schlafe. Und ich brauche dringend Schlaf.

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Zuletzt aktualisiert: 2006/06/26 23:31

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