Jammertal
Möglicherweise bin ich zu ehrlcih. Nicht nur möglicherweise, sondern bestimmt. Ich habe mir zu oft schon das Leben schwer gemacht, weil ich sagte, was ich denke.
Fienchen K. - 2006/06/26 23:29
Ich bin es müde, ständig mit Menschen zu tun zu haben, die glauben, nicht vertrauen zu können. Vertrauen ist ein Vorsatz, wie es Vorsatz ist, treu zu bleiben. Vertrauen bedeutet sich öffnen, einen anderen Menschen an sein innerstes heranzulassen, sich verletzlich zu machen. Natürlich hat das mit Selbstwertgefühl zu tun und mit Erfahrung. Verdammt, ich hätte allen Grund, nie wieder jemandem in meinem Leben zu vertrauen und öffne mich doch immer wieder. Weil nur dann Begegnung stattfindet und nur dann der Augenblick geschieht. Es ist wie alles im Leben ein Risiko. Entweder gewinnt man oder verliert. Doch nur das zählt. Wer aus Angst vermeidet, wird weder gewinnen, noch verlieren. Er wird sich auf der Stelle bewegen, seine Seele langsam sterben.
Ich scheine gerade diese Sorte Mensch anzuziehen. Vielleicht ist es faszinierend, meine Offenheit und meinen Wunsch nach Berührung der Seele zu beobachten. Oder es ist der Wunsch, dies ebenfalls zu können. Dann wiederum ist es abschreckend, beängstigend, sobald man sich darauf einlässt. Zu viel steht auf dem Spiel. Sich verlieren und vertrauen, aufgefangen zu werden. Ich habe noch nie das Vertrauen eines Menschen missbraucht. Habe ich es, oberflächlich betrachtet, verletzt, so geschah dies nur aus einer intensiven Abwägung der Konsequenzen. Wenn ich über diese Grenze gehe, bin ich der festen Überzeugung, keine Alternative zu haben. Ich nehme in Kauf, abgelehnt zu werden, weil es nicht um mich geht. Es geht um mein Gegenüber, dessen Wohl mir am Herzen liegt. Es geht um eine Seele, die ich sehe und deren Schönheit ich anerkenne. Es tut verdammt weh, über diese Grenze zu gehen, selbst wenn ich allen Grund dafür habe. Ich spüre dieselbe Wut, dieselbe Trauer und Enttäuschung wie der Mensch, der nun von mir schlecht denkt.
Sich öffnen ist das schönste Geschenk, das man sich, seinem Gegenüber und dem Leben machen kann. Bitte Mensch, verschließe Dich nicht. Baue keine Mauern um Dein Herz, sondern lebe das, was Dir gegeben ist.
Fienchen K. - 2006/05/13 03:46
So ein Traum, völlig wirr und völlig krank:
Ich gehe mit meinem neuen Freund in seine Wohnung. Wohnt in einer Einliegerwohnung. Kommt man nur hin, wenn man den Eingang zur Wohnung der Eltern betritt. Dann die Treppe runter. Die Eltern sind da. Vater bietet an, eine Flasche Rotwein zu öffnen. Ich lehne ab mit den Worten "ich trinke keinen Rotwein". Bin gespannt, ob er sie dennoch öffnet, weil das dann nichts mit Gastfreundschaft zu tun hat, sondern mit Sucht. Er macht die Flasche auf und kippt sich ein Glas in einem Zug runter. Seine Frau steht daneben. Tut so, als wäre nichts gewesen. Macht einen ziemlich gebildeten Eindruck. Gut gekleidet und sehr intelligent. Kam grade aus dem Konzert. Sie öffnet die Terrassentüre und geht. Meine Oma (die andere) steht plötzlich am Tisch und hebt den Pullover. Ist mir echt peinlich. Dann beginnt sie, sich auszuziehen. Findet das wahnsinnig lustig. Der Vater vom Freund und sie lachen. Ich renne die Treppen runter und warte auf der untersten Stufe bis mein Freund die Türe aufsperrt. Mir laufen Tränen die Wangen herunter. Frage ihn, wieso er noch bei den Eltern wohnt. Antwortet, er könne sich den Umzug nicht leisten. Ich vermute, das ist nur eine vorgeschobene Behauptung.
I wanna wake up. Please make me wake up and stop these nightmares!
Fienchen K. - 2006/05/13 00:11
Warum-Fragen sind doof. Sie bringen einen nirgendwohin. Man tritt einfach eine Weile auf der Stelle. Irgendwann ist das Gras dann platt, der Teppich abgelaufen. Dann muss man ein kleines Stück weitergehen. Bis man auch da auf dem Teppich bleibende Trittspuren hinterlässt. So ist das einfach. Wenn es noch irgendwie weitergeht, wird man sich keinen Millimeter von der Stelle bewegen. In eiin funktionierendes System - und sei es auch nur oberflächlich funktionierend - sollte man nicht eingreifen. Blöder Anwenderspruch, weil von nix Ahnung und das kaschieren wollen. Wieso nicht einfach in die Lehre gehen? Das Leben bietet eine ganze Menge von diesen Qualifikationsseminaren an. Man muss sich nur irgendwann anmelden. Und hingehen.
Jeden Tag neu entscheiden. Neuer Tag, neues Glück. Faîtes vos jeux. Da hilft nicht "ich kann nicht anders" und "ich bin eben so". Hilft nix, sich mit Feigheit zu entschuldigen. Einfach machen. Ändern. Probieren. Aber dazu wird es nicht kommen. Der Teppich bietet noch einige Flusen zum Durchtreten. Und unter dem Teppich ist ja noch Beton. Den kriegen wir auch noch durch. Man muss nur lange genug herumtreten. Steter Tropfen... macht krank. Irgendwann wird sich die Seele das nämlich nicht mehr gefallen lassen. Die Seele das ist so ein Kumpeltyp. Hat keinem was getan. Wird trotzdem jeden Tag geprügelt. Irgendwann reicht´s der. Dann verabschiedet die sich. Sagt auf Wiedersehen. Tschüss. Mach´s gut. Heee, das kannste nicht bringen, einfach so abhauen. Och, ich hab ne Urlaubsvertretung. Der Typ ist auch ganz okay. Also gut, mach ich halt mit der Urlaubsvertretung weiter. Die ist aber nicht so fit. Braucht ständig Unterstützung von anderen. Hat keine Ahnung von nix aber ne Menge Freunde, die sie fragen kann. Allmählich nervt das mit der Fragerei am Telefon. Also nisten die sich auch ein. Plötzlich hat man statt einer Seele eine Urlaubsvertretung mit zig Besserwissern im Schlepptau. Und da wunderst Du Dich noch, dass Du nicht weißt, was Du willst und suchst?
Fienchen K. - 2006/05/12 01:02
Love is blindness
I don't want to see
Won't you wrap the night
Around me?
Oh my love
[U2]
Liebe macht blind, sagt der Volksmund. Aber der sagt auch sonst viel dummes. Ich erinnere nur an die Sprüche über das Wetter Kräht der Hahn auf dem Mist... Mich hat Liebe noch nie blind gemacht. Ich habe vom ersten Moment an gesehen, womit ich es zu tun habe, um es dann entweder erfolgreich zu verdrängen oder mit anderen Augen zu sehen. Das waren dann diese Saint-Exupery Augen. Man kennt seine abgedroschenen und von hoffnungslosen Esoterikerinnen gerne zitierten Sprüche. Genau, ich meine die mit dem Herzen und so.
Wenn nun die Verdrängung zunächst erfolgreich war, so war sie es meist nur bis zum bitteren Ende. Dann wird einem die Augenmaske brutal von Herrn Realität und Frau Desillusion heruntergerissen. Und man steht da, blinzelt ein wenig gegen die Sonne und weiß nicht so recht, was man sagen soll. Man stammelt irgendwas von das habe ich so nicht gewollt oder ich konnte nicht anders und meint, damit entschuldigt zu sein. Frau Desillusion kann man damit nichts vormachen und dem Herrn Realität schon gleich gar nicht. Die sind erbarmungslos. Natürlich hat man es besser gewusst und hätte demnach auch anders können. Natürlich wollte man es genau so. Wie denn sonst? Etwa nicht so, wie man Wochen, Monate oder gar Jahre gewollt hat? Machen wir uns nichts vor. Insgeheim lechzen wir doch nach Bestrafung, wie das kleine Kind, das eine Münze aus der väterlichen Geldbörse gemopst hat und mit schokoladenverschmiertem Mund heimkommt. Genau, es hat nicht mal seinen Mund abgewischt und nein, das geschah nicht aus Dummheit, sondern weil es insgeheim etwas bestimmtes bezwecken wollte. Es wollte erwischt werden. Nur dann hat die Mama auch mal Zeit für ein längeres Gespräch ausserhalb der gewöhnlichen Ermahnungen und nur dann kann man dem müden Papa abends auch mal Gefühle entlocken. Ausserdem gibt es nichts schöneres, als nach der Schelte in den Arm genommen zu werden und gesagt zu bekommen, dass man ja liebgehabt wird und die Standpauke nur deswegen war.
Merkwürdig, dass wir alle immer wieder zu kleinen Kindern mutieren, wenn es um Herzensangelegenheiten geht, wo wir doch tagein, tagaus ach so erwachsen tun. Erwachsen sein, heisst Verantwortung für sich und andere - in erster Linie jedoch für sich - zu übernehmen und nicht, das kleine Kind in sich so lange niederzuprügeln, bis es endlich still zu sein scheint. Im Niederprügeln sind die sogenannten Pazifisten und Antiautoritären besonders gut. Der landläufige Terminus dafür heisst Verdrängung. So ein Verhalten ist alles andere als erwachsen. Das kleine Kind wird sich nämlich melden, sei es in Form von Träumen, von psychosomatischen Beschwerden oder sonstwie. Es möchte gehört werden und liebgehabt, selbst wenn es dazu vorher böse Dinge tun muss.
Ach, was schreibe ich da. Im Grunde ist es völlig egal, ob ich es mir tausendmal vorsage oder nicht, ich werde dennoch manche Fehler immer wieder machen, werde mir im Nachhinein einreden, dass das eine gute Erfahrung war und ich jetzt genau weiß, was Sache ist und es dann doch wieder tun. Ich bin nur ein kleiner Mensch, der liebgehabt werden will.
Fienchen K. - 2006/05/03 00:52
Meine derzeitige Lieblingsbeschäftigung sind meine Zähne. Kein normaler Mensch geht dreimal innerhalb von zwei Wochen zum Zahnarzt, jedenfalls hat es das bei mir noch nicht gegeben. Nachdem die freundliche Helferin mir gestern sachkundig zeigte, wie Zahnseide anzuwenden sei [nämlich nicht mit Sägebewegungen, sondern am Zahn hoch und runter] und ich versprechen musste, das in Zukunft jeden Tag zu trainieren, mache ich mich heute Morgen ans Werk. Mit der Seide im Mund fuhrwerkend muss ich unwillkürlich an diesen alten Witz denken, in dem ein Mann nach einer Liebesnacht ein Faden aus dem Mund hängt und er Gott bittet, es möge ein Teebeutel sein. Und während ich noch zwischen meinen Backenzähnen zugange bin, fasert sich die Seide in mikroskopisch kleine Fädchen auf. Beim rausziehen habe ich die Hälfte in der Hand. Die andere Hälfte hängt zwischen meinen Backenzähnen. Ich versuche mich ihr mit den Fingern zu entledigen, was wegen der Nässe nicht gelingt. Auch mit einer Pinzette ist der Faser nicht beizukommen. Also nehme ich eine zweite Zahnseide zu Hilfe. Irgendwann gebe ich entnervt auf. Vielleicht entscheidet sich das Fädchen, im Laufe des Tages meinen Mund zu verlassen. Aber blöd fühlt sich das schon an.
Fienchen K. - 2005/05/12 11:48